Dieses ist meine erste große Reise für mich mit meinem Camper und nachdem ich schon den ein oder anderen Testlauf auf kürzeren Strecken mit ihm hatte, wird er nun wirklich auf Herz und Nieren geprüft.
So stand ich am vorigen Abend noch mit meiner Werkstatt in Deutschland in Kontakt, um einige Fragen zu klären. Doch dieses war nicht so leicht da hier, mitten im nirgendwo, der Handyempfang fast nicht vorhanden ist. Mich selbst kann man nicht erreichen, doch wenigstens kann ich raus telefonieren.
Kommende Nacht muss ich also erst einmal wieder auf einen Campingplatz, um die Stromreserven zu füllen. Doch heute früh erwache ich noch mitten in der Wildnis Schwedens, ein kleines Stück hinter dem Örtchen Gäddede und direkt am Kycklingvattnet.
Ein strahlend blauer Himmel begrüßt mich als ich den Kopf aus meinem Camper strecke und lediglich ein paar Schönwetterwolken sind am Himmel zu sehen. Mit meinem Kaffee setzte ich mich an das Ufer des Sees und schaue auf das glitzernde Wasser. Ich fühle mich ausgeruht und bin voller Tatendrang um die nächsten Abenteuer zu erleben. Ohne mich zu stressen mache ich mich und den Camper abfahrbereit.
Ankarede
Den ersten Stopp des Tages lege ich im 20 Minuten entfernten Ankarede ein. Auf der offiziellen Internetseite der Wildnissstraße heißt es:
„Da wo die Straße endet und die Berge beginne, da liegt Ankarede“.
Ankarede ist ein Sami Kirchdorf indem etwa 10 rotgetünchte Holzhäuser auf der einen Seite der Kirche und um die 30 Koten auf der anderen Seite der Kirche stehen. Auf diese Weise stellten die Sami und Schweden eine gewisse Distanz zwischen sich dar.
Nach einer kleinen Runde durch das Dorf, setzte ich meine Fahrt auf dem Vildmarksvägen weiter fort. Von Ankarede geht es weiter in nördlicher Richtung.
weiter geht`s
Die Stimmung ist gut, die Sonne strahlt und die Landschaft ist umwerfend. Ich drehe die Musik etwas lauter und zu den Klängen von Eddie Vedder zieht die Landschaft an mir vorbei. Immer wieder halte ich an, genieße die Aussicht und mache Fotos.
Stück für Stück geht es weiter nach oben und die schneebedeckten Gipfel nähern sich. Obwohl ich weiß das die weißen Spitzen mein Ziel sind, bin ich etwas überrumpelt das sich plötzlich hinter einer langen Kurve die Fjell Landschaft des Stekenjokk vor mir ausbreitet.
Oberhalb der Baumgrenze führt die Straße, welche nur in den Sommermonaten für den Verkehr geöffnet ist, über eine karge Hochebene, in der noch jetzt im Hochsommer der Schnee an manchen Stellen meterhoch liegt.
Schnee… ich liebe Schnee.
Stekenjokk
Der Vildmarksvägen führt mich von einem Hochgefühl zum nächsten und immer wieder frage ich mich ob es etwas Schöneres geben kann. Vor Freude und weil ich die positive Energie einfach irgendwie rauslassen muss, tanze ich fröhlich auf der Straße und drehe meine Kreise.
Nachdem ich meine „5 Minuten“ verrückt sein hinter mir gelassen habe und noch hoffe das mich niemand beobachtet hat, geht es weiter.
Auf dem Weg zum Plateau überquere ich die unsichtbare Linie, die das nördliche Jämtland vom südlichen Lappland trennt. Vergessen steht neben dem Schild ein Snowmobil und ich überlege wer es hier wohl abgestellt hat und wohin die Person verschwunden ist.
Etwas weiter und noch vor dem Stekenjokkplateau an dem alle Touristen halten, lege ich etwas weiter abseits eine Pause ein, koche mir einen Kaffee, stülpe mir meine Mütze über und setzte mich in den Tritt meines Campers.
Hier oben ist es als ob soeben erst der Frühling beginnt. Die Luft ist noch kalt und ich kann den Schnee im wahrsten Sinne des Wortes riechen. Vögel fliegen wild zwitschernd über das Fjell und bauen ihre Nester. Der Schnee taut und hat an manchen Stellen kleinere und größere Schmelzwasserbäche gebildet. Selbst unter den noch etwas größeren Schneefeldern kann man das fallen der Tautropfen hören.
Dieses ist ein Ort der Ruhe und des Friedens, die Seele kann durchatmen.
Ich genieße es hier zu sein und sauge mit jeder Pore meines Körpers dieses herrliche Gefühl ein. Die Sonne auf meiner Haut und die kühle Luft in den Lungen.
Genüsslich schlürfe ich meinen Kaffee und schreibe eine Postkarte um meine Eindrücke zu teilen.
Dann geht es auch noch auf die letzten Kilometer rauf zum Stekenjokkplateau.
Um auf den Parkplatz zu kommen, muss ich über eine große Fläche mit Schneematsch fahren. Mit Schwung und Sommerreifen geht es über dieses Stück auf die anderes Seite des rettenden Ufers wo mich ein riesiger Schotterparkplatz erwartet auf dem meine Reifen wieder genug Grip haben.
Da die Brutzeit der Vögel im vollen Gange ist, warnen Schilder davor das Gelände abseits des Parkplatzes zu betreten. Dennoch bietet die Gegend genügend Möglichkeiten für einen Spaziergang um diese unwirklich wirkende Landschaft zu genießen.
Es ist Hochsommer, zuhause in Deutschland liegen die Temperaturen kurz vor 40 Grad und ich trage eine Wollmütze und stehe mit den Füßen im Schnee.
Schnee mitten im Hochsommer. Es kommt mir vor wie ein Traum und eigentlich möchte ich diesen Ort nicht verlassen.
Wie unglücklich das ich ausgerechnet jetzt mit meinem Camper auf einen Campingplatz muss um meine Stromreserven wieder aufzulasenzum aufladen. Sonst würde ich garantiert hier eine Nacht verbringen.
Doch so heißt es für mich nun Bye Bye Stekenjokk.
Und für euch zum Ende der dreiteiligen Reihe über den Vildmarksvägen:
“ BYE BYE WILDNISSSTRAßE“
Du hast die ersten beiden Teile meiner Reihe über den Vildmarksvägen verpasst?
Dann findest du hier die Links zu den Beiträgen:
Liebe Kerstin,
Trotz Lesestunde habe ich mir deinen interessanten Beitrag über „Schnee im Sommer“ nochmal durchgelesen. Dabei musste ich an das Foto denken, das du letzten Sommer geschickt hast (mit Mütze und Schnee im Hintergrund), während wir bei fast vierzig Grad schwitzend nach Luft japsten!
Bin schon auf deinen Bericht über deinen Schneeurlaub im Februar gespannt.
Weiter so!
Marcia