Mein Weg führte mich weiter auf dem Vildmarksvägen in Richtung der norwegischen Grenze.
Meine Gedanken jubeln noch immer über mein Erlebnis mit dem Bären und welch Glück ich doch gehabt habe.
Es ist unglaublich schön hier und des Öfteren lege ich eine kurze Fotopause ein.
Bei einem der zahlreichen Stopps treffe ich auf eine Gänsefamilie, die sich gleich vor mir ins Wasser flüchtet. Die Mutter schnattert laut und wild, um ihr Küken im Wasser zusammen zu treiben. Nur ein Kleines hat von der Aufregung nichts mitbekommen und watschelt pickend und schnäbelnd in meiner unmittelbaren Nähe durch die Gegend, während die Mutter laut nach dem Jungen ruft.
Nachdem ich ausreichend Bilder geschossen habe, setzte ich meinen Weg weiter fort.
der Weg
Bei Bågede sehe ich ein Schild, welches zum Hällingsåfallet weist.
Juhu, nur noch 30km und ich bin an meinem nächsten Ziel angekommen.
Der Weg führt mich etwas steil bergab auf eine einspurige Hängebrücke zu. Kurz dahinter zeigt ein Wegweiser nach rechts und brav gehorche ich und folge dem Weg.
Die Straße ist etwa 1,5 spurig breit und geschottert. 30km/h sind erlaubt, doch mit meinem Camper liege ich immer darunter. Alles rappelt und klappert.
Nun macht der Vildmarksvägen seinem Namen wirklich alle Ehre.
Kilometer um Kilometer fahre ich und je weiter ich auf diesem Weg vordringe desto unsicherer werde ich mir das ich hier Richtig bin.
Von weitem sehe ich einen bunten Stock in der Straße stecken und als ich mich diesem nähere sehe ich ein riesiges Loch in der Straße welches auch recht tief war.
Immer mehr stiegen in mir die Zweifel auf das dieses der richtige Weg war.
Bestimmt stand da eben ein Schild, welches ich nicht gesehen habe an dem ich hätte abbiegen müssen.
Aber wo? Da war doch nirgends ein Abzweig… Oder doch?
Die Landschaft und Ausblicke um mich herum waren fantastisch, doch durch meine Zweifel konnte ich diese nicht zu 100% genießen.
das Ziel vor Augen
Dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit (immerhin braucht es seine Zeit die 30km bei unter 30km/h zurückzulegen), kam das ersehnte Schild „Hällingsåfallet 4km“.
Ich bog nach links ab und hätte am liebsten hinter dem Steuer einen Freudensprung gemacht als mir doch tatsächlich ein Auto entgegenkam.
Dann folgte ein Parkplatz und siehe da, hier standen in der Tat 4 Wohnmobile.
Ich steige aus und schaue mich etwas um.
Das Donnern der Stromschnellen in den Ohren mache ich mich auf einem kleinen Wanderweg entlang des Flusses auf den Weg zum Wasserfall.
Doch schon nach kurzem werde ich von einer eingestürzten Brücke aufgehalten.
Pech gehabt… ich dackele zurück zum Camper und fahre auch noch die letzten 2,5km bis zum Hauptparkplatz.
Von hier sind es nur noch wenige Meter und das tosende Geräusch des Wassers brummt in meinen Ohren.
der Hällingsåfallet
Als erstes gelange ich zu einer kleinen Aussichtsplattform mit bestem Blick auf den Hällingsåfallet.
45 Meter stürzt hier der Wasserfall an einer steilen Felswand in die Tiefe.
Ein wahrhaft spektakulärer Anblick!!
Kaum zu glauben das hier tagein und tagaus diese Massen an Wasser hinunter stürzen.
Einige Fotos später gehe ich ein Stück weiter und befinde mich wenig später auf einer Holzbrücke direkt über der Fallkante.
Die Wassermassen die hier in die Tiefe stürzen lassen die Brücke und auch mich vibrieren.
Vorsichtig mache ich einen langen Hals und blicke hinunter.
Wahnsinn!!!
Ich kann die Wassermassen nicht nur hören sondern auch spüren und die Gischt des herabstürzenden Wassers fliegt mir wie ein feiner Sprühregen ins Gesicht.
Ich lasse meinen Blick weit die Schlucht entlang schweifen. Die Aussicht ist einfach spektakulär. Der weiche Sprühnebel, die rauen grauen Felsen, das saftige grün der Bäume und der weite Blick in die Ferne.
Der vor mir liegende Canyon durch den sich der Fluss frisst ist ca. 800m lang und gehört damit zu den längsten Schwedens. Auf der entgegen liegenden Seite von der ich gekommen bin, schlage ich mich ein Stück in die Wälder.
Der Wald der zu dem Naturschutzgebiet rund um den Hällingsåfallet gehört soll um die 150 Jahre alt sein und die Fichten und andere Nadelbäume ragen schier unendlich weit in den Himmel.
So richtig kann ich mein Glück nicht fassen. Ich bin in dieser tollen Gegend, bin morgens idyllisch an einem traumhaften Platz aufgewacht, bin weiter nach Norden gefahren durch tolle Landschaften, habe einen Bären gesehen, bin eine abenteuerliche Strecke gefahren und stehe nun hier mitten zwischen diesen riesigen Bäumen in unmittelbarer Nähe zu dem beeindruckenden Wasserfall Hällingsåfallet.
Es wird bestimmt auch noch eine ganze Zeitlang dauern bis ich all diese Dinge verarbeitet habe. Doch im Moment werde ich einfach nur von einem riesigen Glücksgefühl durchflutet.
Freudig strahlend mache ich mich zurück auf den Weg zum Wasserfall, genieße noch einmal die Aussicht und präge mir den Anblick der in die tiefe stürzenden Wassermassen ein.
Dann letztlich geht es wieder zurück zu meinem Camper.
Nach der ganzen Aufregung an diesem Tag wird es für mich Zeit sich ein Nachtlager zu suchen.
ich fahre die 4km bis zur Weggabelung zurück und biege nach links ab Richtung Gäddede.
Die Strecke ist kürzer doch auch hier fordert die Schotterpiste meine fahrerischen Künste.
Als ich endlich wieder geteerten Untergrund unter den Reifen habe, ist es auch nicht mehr weit bis in den Ort Gäddede.
Hier wird schnell vollgetankt, ein kurzer Abstecher in den Supermarkt gemacht und fix geht es weiter.
Ich folge der Beschilderung nach Norden und keine 10km hinter dem Ort entdecke ich einen hübschen Platz an einem See.
Nach einem kurzen Check des Untergrundes (schließlich möchte ich mich mit meinem kleinen Dicken nicht festfahren), fahre ich Rückwärts in die kleine Ausbuchtung.
Der perfekte Platz um diesen unglaublich tollen Tag ausklingen lassen zu können.
Ob ich bei der ganzen Aufregung wohl in den Schlaf finden werde?
Lies weiter wie mein Abenteuer weiterging in Schnee im Hochsommer – Vildmarksvägen 3.
Oder hast du sogar den ersten Teil verpasst und weisst noch garnichts von als ich auf einen Bären traf – Vildmarksvägen 1?
Liebe Kerstin,
So bildhaft, wie du deine Erlebnisse schilderst, kann man sich mit allen Sinnen in dieser wunderschöne Natur wiederfinden.
Ich bin auf den dritten Teil ‚Vildmarksvägen‘ gespannt!
Liebe Grüße, Marcia