Abenteuer Eisbrecher
Teil meines diesjährigen Winterurlaubes war ein Ausflug mit dem Eisbrecher Arctic Explorer der 14 Kilometer außerhalb von Piteå liegt.
Auf einer zweistündigen Fahrt durch den Schärengarten vor Piteå erlebe ich live wie der Eisbrecher das 40-60 cm dicke Eis bricht als wäre es Glas.
Doch bevor ich euch nun von dieser abenteuerlichen Erfahrung berichte, möchte ich euch die Arctic Explorer kurz in Zahlen vorstellen.
Der Eisbrecher
Im Jahr 1962 wurde der Eisbrecher gebaut und im Jahr 2004 überholt.
Auf seiner Länge von 38m und 10m Breite dürfen bis zu 80 Passagiere mitfahren.
Trotz seiner 332 Tonnen Gewicht und einem Tiefgang von bis zu 5m ist es so als ob er förmlich über Wasser und Eis fliegt.
Der Eisbrecher Arctic Explorer verfügt über die Eisklasse 1A und ist somit für schwierige Eisverhältnisse mit einer Eisdicke von bis zu 80cm geeignet.
Lediglich die Eisklasse 1A Super darf durch noch extremere Eismassen mit bis zu 1m dickem Eis fahren.
Die Einteilungen der Eisklassen können sich jedoch von Staat zu Staat unterscheiden. Besonders die russischen Eisbrecher sind nochmal für komplett andere Verhältnisse geeignet.
Die Zahlen fand ich schon einmal ziemlich beeindruckend, doch das einmalige Erlebnis hier mitfahren zu dürfen werde ich nie vergessen.
Das Abenteuer geht los
Kurz nachdem ich über die kleine Gangway an Board gegangen bin, hieß es auch schon Leinen Los und mit einem dumpfen Dröhnen setzen wir uns in Bewegung.
Es dauerte nicht lang da gesellte sich zu dem Dröhnen des Motors noch das Krachen und knackende Geräusch des Eises, welches an den stählernen Bug des Schiffes schlug.
Eine Weile fuhren wir durch eine bereits aufgebrochene Fahrrinne die längst wieder im Begriff war zuzufrieren.
Gebannt lauschte ich den Geräuschen und bestaunte die Eisschollen welche links und rechts vom Schiff zur Seite verdrängt wurden.
Mit jedem Meter den wir weiter in den Schärengarten vordringen wurden die Schollen größer.
Nicht das es schon Highlight genug wäre überhaupt mit einem Eisbrecher in See zu stechen, nein das nächste Highlight wartet auf mich nach nur kurzer Zeit.
Nach 30-minütiger Fahrt kamen wir in einen Bereich mit einer dichten geschlossenen Eisdecke die dick mit Schnee bedeckt war.
Jeder von uns hielt wohl kurz den Atem an als der Eisbrecher geradewegs Kurs auf das Eis nahmen, sich mit dem Bug auf das Eis schob und dieses wiederum durch sein Gewicht zum Brechen brachte.
So ging es Meter um Meter weiter in das Eis.
Wahnsinn!!!
Als wir weit genug in die geschlossene Eisdecke vorgedrungen waren hielt der Eisbrecher an.
Eisbaden
Die kleine Gangway wurde wieder ausgefahren und jeder von uns durfte runter auf das Eis.
Die ersten schmissen sich sofort in den Schnee und machten Schneeengel während ich hingegen mit etwas Abstand fasziniert auf das Schiff und das Eis schaute.
Das musst ich jetzt erst einmal verdauen um zu realisieren das ich hier wirklich auf einem zugefrorenen Teil des Bottnischen Meeres stand, das ich da einen Eisbrecher vor der Nase habe mit dem ich gerade gefahren war und das ich gleich *bibber bibber* in einen Überlebensanzug steigen würde um im Eiswasser am Heck des Eisbrechers baden zu gehen.
Das macht man nun wirklich nicht alle Tage!!!
Gesagt, getan.
Nachdem ich ein paar Bilder geschossen habe ging es für mich unter Deck in den Maschinenraum wo mir ein junges Mädel dabei half über meine dicke Skikleidung den Überlebensanzug anzuziehen.
Ungelenk in einen orangen Anzug gehüllt hieß es dann wieder auf Deck zu kommen um die Gangway hinunter zu kraxeln. Garnicht so leicht wenn man die Knie nicht wirklich anwinkeln kann und eher am watscheln als am gehen ist.
Und dann war es soweit. Ich stand an der Eiskante und ein netter Schwede griff mir in den Nacken um mich sanft ins Wasser gleiten zu lassen.
Ehe ich mich versah lag ich auf dem Rücken und floatete auf dem Eiswasser umringt von kleinen und etwas größeren Eisstücken.
Es fühlt sich etwas merkwürdig an wie das Wasser einen umschließt jedoch auch nicht wirklich bis zu einem vordringt.
Der Anzug ist mir viel zu groß und die Ärmel Kilometer zu lang, wodurch ich mich noch mehr wie ein oranges Gummimonster fühle.
Doch es ist wirklich ein riesengroßer Spaß und ich verspreche euch: Es ist überhaupt nicht kalt!!!
Dennoch kann ich nicht ewig im Wasser dümpeln und die nächste freiwillige Demütigung wartet auf mich. Ich muss irgendwann ja mal aus dem Wasser!!!
Der hilfsbereite Schwede war wieder zur stelle, griff geschickt den Anzug und zog mich auf dem Rücken liegend aus dem Wasser und auf das rettende Eis.
Auch beim aufstehen bekam ich Hilfe, sonst würde ich wahrscheinlich noch heute wie ein Maikäfer auf dem Rücken auf dem Eis liegen und die Wolken beim vorbeiziehen beobachten.
Weiter geht´s
Nachdem wieder alle an Board des Eisbrechers waren ging die Tour weiter.
Mit einem heißen Kaffee in der Hand ging es nach einen Abstecher auf die Brücke wieder an den Bug des Schiffes um weiter die vorbeiziehenden Eisschollen zu beobachten.
Die Zeit verging wie im Flug und nach insgesamt 2 Stunden war das Spektakel auch schon wieder vorbei.
Zur Bestätigung bekam im Anschluß der Fahrt noch jeder Teilnehmer ein Eisbrecherzertifikat welches ich natürlich schon wenige Stunden später verschlampt hatte.
Doch die Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis bleibt und ist um so einiges mehr Wert.
Hallo Kerstin,
das war mit Sicherheit ein unvergessliches Abenteuer. Dieses Floating habe ich auch schonmal gemacht, auf einem See in Finnisch-Lappland. War lustig. So eine Eisbrecherfahrt steht noch auf meiner Liste!
LG,
René
Hallo Kerstin,
Ich fand deinen Artikel wieder sehr beeindruckend. Es tut gut, mal etwas zu lesen, was nicht mit Corona zu tun hat…
Und: Lache du nie wieder über mich, wenn ich im Dezember in der Nordsee baden will:-)))
Liebe Grüße
Marcia
Wer wird denn da lachen?
Im übrigen… ich war im Wasser. =)
Hallo Kerstin,
deine Reise hast du wieder so beschrieben, als wäre man dabei gewesen……
Ein tolles und lustiges Erlebnis …..
Liebe Grüße
Ricky